Judas von Lot Vekemans
„…Ich hätte einfach so gerne wieder einen Namen
Mein Name
Ist nicht mehr, wer ich bin.
Ich bin
Ein Mann, ja
Ein Mann mit einer Geschichte
Einer eigenen Geschichte
Ein Mann, der an etwas glaubte
Und zweifelte
Mein Name,
Ja ja mein Name ja
Meine Name ist eine andere Geschichte
Nicht meine Geschichte“
„Am 28. August 1960 stellte der Franziskanerpater Berthold B., ein Priester deutscher Herkunft, beim lateinischen Patriarchen von Jerusalem den Antrag, man möge ein förmliches Verfahren eröffnen, an dessen Ende die Erklärung stehen solle, dass Judas, der Mann aus Kerioth, in die Schar der Seligen aufgenommen worden sei – ein Märtyrer, der Jesus Christus bis zum Tod die Treue hielt.“
Mit diesen Worten beginnt „Der Fall Judas“, ein im Jahr 1975 erschienener Text des im Jahre 2013 verstorbenen Altphilologen Walter Jens. Jens entwirft in der Folge einen fiktiven Seligsprechungsprozess in der Form einer forensischen Fallstudie: „Ohne Judas kein Kreuz, ohne das Kreuz keine Erfüllung des Heilsplans. Keine Kirche ohne diesen Mann; keine Überlieferung ohne den Überlieferer.“
Das bis dahin nahezu Undenkbare an dieser These war, dass - ausgehend vom Gedanken, dass, da ein Judas und mit ihm der Akt des „Verrats“ für die Heilsgeschichte unverzichtbar sei, der Frage nachgegangen werden müsse, ob nicht womöglich Judas selbst „auserwählt“ worden sein muss, das zu tun, was zu Kreuzigung, Tod und letztendlich zur Wiederauferstehung Jesu Christi führt.
Die im Jahre 1965 in Oss, Holland, geborene Autorin Lot Vekemans hat, ausgehend von „Der Fall Judas“, einen Monolog mit dem Titel „Judas“ verfasst, in dem sie diesem berühmtesten Verräter der Geschichte Gelegenheit gibt, sich einem Publikum gegenüber zu seiner persönlichen Geschichte, seiner Beziehung zu dem Mann aus Nazareth und zu seinen Erwartungen an den Revolutionär zu äußern und Stellung zu beziehen zur Geschichte und dem, was unter der Oberfläche der bekannten Tatsachen verborgen liegt.
Es ist dies eine Art theatrale Aufforderung an das Publikum, das tradierte Bild der Figur „Judas“ und das, was diesem Namen seit 2000 Jahren anhaftet zu überprüfen.
Im Sommer 2016 habe ich gemeinsam mit meinem Schauspielerkollegen und Regisseur Alexander Ourth im Rahmen der Kreuzgangspiele Feuchtwangen diese in den Mitteln äusserst reduzierte und stark auf eine starke theatrale Setzung und den grossen Gehalt des Textes bauende Inszenierung erarbeitet.
Da dieser Abend keiner grossen Bühnentechnik bedarf, ist er sehr flexibel, was die räumichen Anforderungen angeht.
Für Terminanfragen bin ich offen und unter meinen Kontaktdaten erreichbar.
Hier ein Schaubeispiel
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aus der „Fränkischen Landeszeitung“ im Juli 2016 nach der Premiere im Rahmen der Kreuzgangspiele Feuchtwangen:
„Ich hätte einfach so gerne wieder einen Namen. Mein Name ist nicht mehr, wer ich bin. Der Mann, der dies spricht, hat auch kein Gesicht. Jedenfalls nicht in dieser Inszenierung. (…) Doch so ganz stimmt das nicht., Die Figur, die Ulrich Westermann darstellt, hat schon einen Namen, (…) der allerdings für das Böse steht, für Verrat, Habgier, Untreue. (…) Man will ihn nicht nennen, nicht hören und sich kein Bild von seinem Träger machen.
Diese Vorstellung setzt die Inszenierung von Regisseur Alexander Ourth konsequent um, indem sie das Gesicht des Schauspielers nicht zeigt. (…) Ein geschickter Regieschachzug. Indem man den Schauspieler nur von hinten sieht, lenkt nichts ab von seinen Worten. (…) Wie in einem Käfig hockt dieser Judas auf einem Baustahlgitter. (…) Man wird Zeuge, wie er sich windet, (…). Wie es ihn schmerzt, noch einmal seine Geschichte zu erzählen, die so ganz anders ist, als die in der Bibel überlieferte. (…) Dieser Judas, den Lot Vekemans beschreibt, ist (…) ein Mensch mit Gefühlen und Motiven, die ihn zu seiner Tat verleitet haben. (…) Eine Idee, die auf Walter Jens zurückgeht, eine Provokation, die verstört. Eine Inszenierung, die diesen Gedanken auf dramatische Weise weiterverfolgt. Eine schauspielerische Glanzleistung obendrein.
aus dem Trierer Volksfreund vom 25.04.2017:
Der Vater aller Verräter
Er ist der Schutzpatron der hoffnungslosen Fälle, der biblische Inbegriff eines Verräters, dessen Name so eng mit seinen Taten verwoben ist, dass einem der bloße Klang wie ein Brandmal erscheint: Judas. Der Mann, dessen Geschichte man irrtümlicher Weise bereits zu kennen glaubt, der Jesus mit einem Kuss an die Römer verriet und damit unmittelbar verantwortlich ist für den Tod des Messias.Aber so einfach ist es nicht. Ulrich Westermann gibt Judas in der gleichnamigen Inszenierung von Alexander Ourth ein Gesicht. Auch wenn dieses Gesicht eigentlich nie zu sehen ist, denn Judas sitzt hier (…) mit dem Rücken zum Publikum auf einem (…) Drahtboden.
Vor ihm ein Gitter, an der Wand dahinter ein Kreuz. (…) Er ist ein Mann im Käfig, gefangen in sich selbst (…), ein Mensch mit menschlichen Gefühlen wie Eifersucht, Angst und Wut. Darin liegt die Leistung dieses Stückes. In der für den Zuschauer irritierenden Dialektik, so viel über den Menschen hinter dem Namen zu verraten, aber dennoch sein Gesicht zu verbergen. Westermann spielt so voller Leidenschaft, legt so viel Seele in die von Zweifeln geplagte Figur (….), dass ein ebenso kurzweiliger wie interessanter Monolog entsteht. Umgesetzt mit unkonventionellen Mitteln lässt er das verborgene Gesicht fast schon vergessen. Und schließlich erklärt Judas selbst: „Gönnen Sie sich einen netten Abend, aber versuchen Sie nicht, etwas über mich zu begreifen”.