"Du bist um die Ecke gebogen, als ich dich gesehen hab, es regnet,..."
Ein Fremder in einer fremden Stadt spricht einen ihm Fremden an, nennt ihn „Kamerad“, sagt, er suche ein Zimmer für die Nacht...
"...ich habe dir von einer Idee zu erzählen, Kamerad,..."
"...meine Idee, das ist (...) eine Gewerkschaft in internationalem Maßstab..."
Er skizziert ein dystopisches Szenario von Bedrohungen in einer xenophoben und ausbeuterischen Gesellschaft, in der diejenigen, die sich nicht zu wehren vermögen ausgeliefert sind und entblößt mit jedem Satz sein Ausgeliefertsein und das Bedürfnis, sich und seinesgleichen zu schützen zu verteidigen und einen Ort zu finden, an dem er sich aufgehoben und angenommen fühlen kann in einer Welt, in der er sich als entwurzelt und entfremdet empfindet.
"...wir müssen das Gras finden, in das wir uns legen können, mit dem Schatten der Bäume und einemganzen Himmel über unseren Köpfen..."
Bernard-Marie Koltès wird 1948 als Sohn eines Offiziers in eine
bürgerliche Familie in Metz geboren. Nach einer Jugend, in der
er sich zur Revolte hingezogen fühlt, besucht er die
Theaterschule des Théatre National de Strasbourg, wo er zum
Regisseur ausgebildet wird.
Er ist eine Zeitlang Mitglied der Kommunistischen Partei
Frankreichs, bereist Lateinamerika, Afrika, verbringt einige
Zeit in New York und verfasst eine ganze Reihe von Stücken für
das Theater, so auch den Monolog „Die Nacht kurz vor den
Wäldern“. Das Theater des Bernard–Marie Koltès beschäftigt sich
immer wieder mit der Vereinsamung des Menschen in der
Gesellschaft, mit ethnischen Gegensätzen, mit dem Gefühl des
Menschen, in einer modernen Welt ökonomischen Zwängen
ausgeliefert zu sein.
Bernard–Marie Koltès stirbt 1989 im Alter von 41 Jahren an
AIDS.
Angesichts einer grassierenden Globalisierung und einer immer stärker werdenden Migrationsbewegung der wirtschaftlich Unterprivilegierten, die zunehmend auch zu kulturellen Konflikten führt, besitzen die Texte von Bernard-Marie Koltès auch und gerade heute eine große Aktualität.
Die Inszenierung entstand im Rahmen der Kreuzgangspiele Feuchtwangen im Spielzeitsommer 2011.
Der Abend findet seinen Raum in einer maximal reduzierten
Ausstattung, bestehend aus einer kleinen schwarzen Fläche und
einem sehr kleinen Podest sowie einem Eisblock, der zentral
über dem Spieler hängt und tropft.
Es entsteht so eine maximale Konzentration auf den Inhalt des
Textes, die darin enthaltenen Motive und Bilder und auf die
Verfassung der Figur.
Die Inszenierung fordert auch vom Publikum eine Bereitschaft
zur Konzentration und zu der Zumutung der szenischen Setzung.
Für Anfragen und Termine bin ich gerne unter den Kontaktdaten erreichbar.